Petition zum Erhalt des Kölner Undergrounds

Das Underground Köln. Mehr muss man kaum sagen, wenn es um die Frage geht, welche DIE Kultlocation in Köln ist. Lange habe ich mit mir gehadert, wie und ob ich diesen Artikel schreiben sollte. Eigentlich werden auf YeLm.de vor allem Deutschrap Videos und zugehörige Veranstaltungen präsentiert, ausführlichere Stellungnahmen erspare ich euch meistens. Beim Underground könnte ich teilweise sehr persönlich werden, denn viele Erinnerungen sind mit der Location verbunden.

Für alle Ortsfremden sei soviel gesagt: während es auf den Kölner Ringen (der Partymeile) vor allem Mainstreamdiscos gibt, in denen man teilweise besser angezogen als man zur Arbeit geht, feiern soll, gibt es im hippen Ehrenfeld auch ein paar passable Locations für Leute, die mich mehr ansprechen. Nachdem der Laden Ende der 1980er als Autowerkstatt mit Kneipe startete, wurde schnell eine der nicesten Partylocations der Stadt aus den Räumlichkeiten, die bis heute ihren speziellen Charme behalten haben.

Eine Zeit lang war ich regelmäßig vor Ort, immerhin war hier auch die „älteste Cypher Deutschslands“ beheimatet und so knüpfte ich Kontakte zu einigen Localacts (Notyzze, Spittwoch, MNero usw. – sorry, aber die Liste wäre echt zu lang) bei den regelmäßigen Open Micsessions am Donnerstag. Schon „damals“ hieß es, dass das Underground bald abgerissen werden solle, weil das gesamte Gelände für ein Einkaufszentrum verschwinden würde. Wie sich aus der Presseberichterstattung zur Schließung des Undergrounds liest, wurde dieses Vorhaben dank einer Bürgerinitiative gekippt. Vorgesehen ist jetzt der Bau einer Schule. Ein sehr umfassendes Statement hat das Underground auf seiner eigenen Facebook Seite veröffentlicht.

Obwohl die Fakten endgültig erscheinen, hat jemand am 09. August auf Openpeition eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Undergrounds gestartet. Auch wenn eigentlich klar ist, dass am 15. September Schicht im Schacht ist, wollten bereits innerhalb weniger Stunden knapp 10.000 Personen ein Zeichen setzen. Ich habe mich dem natürlich auch angeschlossen, dennoch befürchte ich nicht, dass diese Aktion „in letzter Minute“ ausreichen wird. Aus verschiedenen Quellen habe ich vernommen, dass beispielsweise die benötigten „Räumungsarbeiten“ im Hintergrund bereits begonnen haben. Dennoch würde ich mir natürlich auch ein Wunder wünschen.

So verbleibe ich in Erinnerung an eine der für mich prägensten Konzertlocations überhaupt und Liste nur exemplarisch einige der tollen Veranstaltungen auf, die ich dort erleben durfte:

Olli Banjo + F.R. 2008 (als wir unter BF Flagge die halbe Tour der beiden mitgenommen haben), ebenfalls 2008 Prinz Pi, Maeckes + Plan B und Casper, die für ungefähr 15 Euro in dem nicht ganz ausverkauften Laden gespielt haben. Ich kam von einer Weihnachtsfeier und habe auch einen sehr prägenden Moment mit meiner damaligen Konzertbegleitung gehabt. 2010 fing ich an, Gelegentlich zur Cypher zu gehen. Weil ich freitags früh aufstehe und die Bahnen in Köln nachts oft nicht fahren, bin ich sogar mit dem Auto hingefahren und nüchtern geblieben um den Rapmoment zu erleben. 2011 besuchte ich hier erstmals ein Trailerpark Konzert, nachdem ich die Jungs auf dem splash! kennengelernt hab. Das Konzert war zwar nicht ausverkauft, aber die Stimmung war nice und ich habe mit Blood Spencore und Olson ein Bier getrunken. Ein paar Wochen später(?) konnte ich nochmal zum F.R. Konzert gehen und lernte dabei eine andere Person kennen, die einen neuen markanten Punkt in meiner Biographie darstellte. 2012 kehrten Trailerpark zurück und hatten mittlerweile eine so große Fanbase, dass in dem Laden einfach nur noch der Schweiß von der Decke tropfte. Es zeichnete sich ab, dass die Jungs bald durch die Decke gehen müssen. 2013 sah ich endlich wieder DCVDNS und Mach One live. Es gab bestimmt noch viele andere Konzerte, jedoch habe ich in meinem Fotoalbum aus diesem Jahr nicht ganz so viele Treffer. 2014 erschien dann endlich ein neues Album von Olli Banjo und zu seiner Tour kam ich extra vorzeitig aus Berlin zurückgeflogen. Im Herbst sah ich Afrob und Megaloh live im UG. Die Tour der beiden war so schnell ausverkauft, dass ich froh war, dass noch ein Zusatzkonzert gebucht wurde. Leider war der Sound so krass, dass ich nach dem Auftritt mehrere Tage ein fiepsen im Ohr und panische Angst vor Tinitus hatte. Trotzdem folgte ich der Einladung meines Abfs Sascha (Mehrdeutscheworte) und nahm noch das Ahzumjot Konzert mit. 2015 kehrte ich Ostermontag auf Bremen vom Mile of Style zurück um direkt zum Zugezogen Maskulin Konzert zu gehen. Außerdem sah ich nach langer Pause auch mal meinen Freund Prät Pitt wieder live, der beim Out4Fame Flowmarkt auftrat. Im Oktober waren außerdem Veedel Kaztro, Gold Roger und DJ Densen mit irgendeinem Typen auf Tour. Support beim Gig in Köln waren damals meine Abfs Dienst&Schulter sowie Crack Ignaz. Letzter holte LGoony für den gemeinsamen Track „Nasa“ auf die Bühne und lieferte eigentlich den krassesten Auftritt des Abends. 2016 wurde es bei mir partytechnisch etwas ruhiger, aber erinnerlich ist mir vor allem noch das Audio 88 & Yassin Konzert (Support: Mädness&Döll). Endlich traf ich meinen besten Freund Blood Spencore wieder. Der Abend war legendär. 2017 habe ich nochmal Mädness&Döll, diesmal als Hauptact, Special Showcases von Young Paul und der Schälsick gesehen sowie ein Veedel Kaztro Konzert besucht. Ich würde die Liste gern fortsetzen, vervollständigen wird nahezu unmöglich. Zu ungenau sind die Erinnerungen, ob Konzert XY nun im Dezember 2007 oder doch im Februar 2008 war. Halt Sachen, die vor Facebook und iPhone passiert sind. Respek, falls sich jemand ernte durch dieses „Tagebuch“ gekämpft haben sollte. Ansonsten freue ich mich vielleicht selbst in ein paar Jahren über diese Gedankenstützen. Rest in Power, Underground Cologne!